06.09.2016

Mit einem Lobgesang verkündete Anna ihre Mutterschaft

nach Maria Valtorta

Ich sehe wieder das Haus von Joachim und Anna. Im Innern hat sich nichts verändert, wenn man von den zahlreichen, blühenden Zweigen absieht, die hier und dort Vasen füllen und sicherlich von

den Obstbäumen im Garten kommen, die jetzt alle in Blüte stehen:eine Wolke, deren Farbe vom Weiß des Schnees ins Rot gewisser Korallen übergeht.

Auch die Arbeit Annas ist nicht mehr die gleiche. An einem Webstuhl, der viel kleiner ist als der frühere, webt sie schöne Linnentücher und singt im Rhythmus der Bewegung ihrer Füße einen Lob-

gesang. Sie singt und lächelt . . . Für wen? Für sich selbst, für etwas, das sie in ihrem Innern sieht. Der Gesang ist langsam und doch freudig. Ich habe ihn niedergeschrieben, stückweise, denn sie wiederholt ihn mehrmals, als schöpfe sie daraus Seligkeit. Immer stärker und sicherer wird ihr Gesang, wie der eines Menschen, der einen Rhythmus in seinem Herzen gefunden hat und ihn erst nur leise vor sich hersagt, dann aber mit zunehmender Sicherheit den Ton erhöht und schneller wird. Ich schreibe ihn nieder, denn er ist sehr lieblich inseiner Schlichtheit.

»Ehre sei dem Vater, dem Allmächtigen, der von den Söhnen Davids Liebe erntet. Ehre sei dem Vater!

Hohe Gnade hat mich heimgesucht vom Himmel her.

Der alte Baum gibt einen neuen Sproß, der mich beglückt.

Am Fest der Lichter warf die Hoffnung ihren Samen:

nun sieht der Blütenduft des Nisans ihn keimen.

Wie der Mandelbaum erblüht mein Fleisch zur Frühlingszeit.

Es fühlt, dass seine Frucht erscheinen wird, zur Abendzeit.

Auf diesem Zweig blüht eine Rose, prangt einer der süßesten Äpfel;

ein Stern geht auf, hell leuchtet er am Himmel; ein junges,

unschuldiges Leben ist uns gegeben.

Die Freude des Hauses, des Gatten und der Gattin.

Lob sei dem Herrn, ja meinem Herrn, der Erbarmen mit mir hatte!

Sein Licht hat mir verkündet: Ein Stern wird zu dir kommen.

Ehre, Ehre sei Dir! Dein wird die Frucht der Pflanze sein.

Die erste und letzte, heilige und reine, die ein Geschenk des Herrn ist.

Dein soll sie sein, und durch sie wird Freude und Frieden

auf Erden kommen.

Webschiffchen, flieg! Der Faden soll zu Windeln fürs Kindlein werden.

Es wird geboren werden!