12.07.2016

VOM GERICHT ÜBER DIE GALILÄISCHEN STÄDTE

nach Maria Valtorta

«Das hast du gut gesagt, Meister», sagt der Synagogenvorsteher. «Dies ist der Grund, weshalb meine Tochter, die noch ohne Bosheit ist, dich so sieht, wie wir dich zu sehen nicht imstande sind. Und doch überströmen diese Stadt und die benachbarten Orte von deiner Macht, Weisheit und Güte, und ich muss bekennen: sie machen keine anderen Fortschritte als die Fortschritte in der Bosheit gegen dich. Sie bessern sich nicht. Und das Gute, dass du für sie wirkst, wandelt sich bei ihnen in Haß gegen dich.»

«Wie redest du, Jairus? Du verleumdest uns! Wir sind hier, weil wir Christus treu sind», sagt einer von Bethsaida.

«Ja! Wir! Aber wie viele sind wir? Weniger als hundert aus drei Städten, die zu Jesu Füßen liegen müßten. Unter den Fehlenden, ich rede von den Männern, ist die Hälfte feindselig gesinnt, ein Viertel gleichgültig, und vom Rest will ich annehmen, dass er nicht kommen konnte. Ist das nicht Schuld in den Augen Gottes? Wird dieser Haß und diese Hartnäckigkeit im Bösen nicht bestraft? Rede du, Meister, der du es weißt; und wenn du schweigst, dann tust du es nur aus Güte, und nicht, weil du es nicht weißt. Du bist langmütig, und dies wird als Unkenntnis und Schwäche ausgelegt. Sprich also; möge deine Rede wenigstens die Gleichgültigen aufrütteln, wenn schon die Böswilligen sich wahrscheinlich nicht bekehren, sondern immer noch bösartiger werden.»

«Ja. Es ist Sünde und wird bestraft. Denn die Gabe Gottes darf nie verachtet oder zum Bösen benützt werden. Wehe dir, Chorazim, wehe dir, Bethsaida, die ihr schlechten Gebrauch macht von den Gaben Gottes! Wenn in Tyrus und in Sidon jene Wunder geschehen wären, die in eurer Mitte geschehen sind, hätten sie schon längst mit Bußgürteln und Asche auf den Häuptern Buße getan und wären zu mir gekommen. Daher sage ich euch, dass Tyrus und Sidon am Tag des Gerichtes mehr Barmherzigkeit zuteil werden wird als euch. Und du, Kapharnaum, glaubst du, dass du wegen der Gastfreundschaft, die du mir gewährt hast, in den Himmel erhoben wirst? Du wirst bis zur Hölle hinabsteigen. Denn wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die ich bei euch gewirkt habe, würde es heute noch blühen; man hätte an mich geglaubt und hätte sich bekehrt. Daher wird Sodom am Tag des Gerichtes mehr Barmherzigkeit erfahren, denn es hat den Erlöser und sein Wort nicht gekannt, und seine Schuld ist daher weniger groß als die deine, da du den Messias gekannt, sein Wort gehört und dennoch dein Unrecht nicht eingesehen hast.

Da Gott aber gerecht ist, wird jenen von Kapharnaum, Bethsaida und Chorazim, die geglaubt haben und sich heiligen, indem sie meinem Wort gehorchen, große Barmherzigkeit zuteil werden. Denn es ist nicht recht, dass die Gerechten mit hineingezogen werden in das Verderben der Bösen. Was deine Tochter betrifft, Jairus, und dein Kind, Zacharias, und deine Enkel, Benjamin, sage ich euch, dass sie, weil sie ohne Bosheit sind, Gott schon sehen. Ihr selbst erkennt, welch reiner und fruchtbarer Glaube in ihnen lebt, vereint mit himmlischer Weisheit und einem Verlangen nach Liebe, dass die Erwachsenen nicht besitzen.»