17.06.2016

VOM SCHÄTZE SAMMELN

nach Maria Valtorta

«Der Friede sei mit euch allen!

Gestern habe ich vom Gebet, vom Schwören und vom Fasten gesprochen. Heute möchte ich euch über andere Vollkommenheiten belehren. Auch sie sind Gebet, Vertrauen, Aufrichtigkeit, Liebe und Glaube.

Die erste Vollkommenheit, von der ich spreche, ist der richtige Gebrauch von Reichtümern, welche durch den guten Willen des treuen Dieners in ebensoviele Schätze des Himmels umgewandelt werden. Die Schätze der Erde sind vergänglich, die Schätze des Himmels aber ewig. Hängt ihr an eurem Besitz? Bedauert ihr es, sterben zu müssen, weil ihr euch dann nicht mehr um eure Güter kümmern könnt und sie zurücklassen müßt? Dann versetzt sie doch in den Himmel! Ihr sagt: „In den Himmel kann nichts eingehen, was der Erde angehört, und du lehrst uns, dass das Geld die schmutzigste Sache dieser Welt ist. Wie können wir es also in den Himmel versetzen?“ Nein, ihr könnt die Münzen, die Materie, nicht in das himmlische, rein geistige Reich mitnehmen. Aber ihr könnt den Nutzen mitnehmen, den ihr aus ihnen zu ziehen vermögt. Wenn ihr euer Geld einer Bank übergebt, warum tut ihr das? Damit es euch Gewinn einbringt. Ihr gebt es also nicht, oder nur zeitweilig, damit euch nachher dieselbe Summe zurückerstattet wird, sondern ihr verlangt, dass euch für zehn Talente elf und mehr zurückgezahlt werden. Dann freut ihr euch und lobt den Bankier. Anderenfalls sagt ihr: „Er ist zwar ehrlich, aber er ist ein Dummkopf.“ Gibt er euch statt elf Talenten nur neun und entschuldigt sich: „Ich habe den Rest verloren“, dann klagt ihr ihn an und laßt ihn ins Gefängnis werfen.

Was ist der Zins eures Geldes? Sät der Bankier vielleicht euer Geld und begießt es, um es zu mehren? Nein. Der Zins ergibt sich aus einer klugen Geschäftsführung, so dass sich durch die Gewährung von Hypotheken und Darlehen und die dafür zu recht geforderten Zinsen das Kapital vermehrt. Ist es nicht so? So hört also. Gott gibt euch die irdischen Güter, dem einen viel, dem anderen kaum das Lebensnotwendigste. Er sagt euch: „Nun ist es an dir. Ich habe sie dir gegeben. Benütze diese Mittel zu einem Zweck, der den Wünschen meiner Liebe und deinem Wohle entspricht. Ich vertraue sie dir an; jedoch nicht, damit du Böses damit tust. Zum Dank für das in dich gesetzte Vertrauen und meine Gaben, nutze diese Güter und lege sie gut an für die wahre Heimat, den Himmel.

Nun sage ich euch, was ihr zu tun habt, um dieses Ziel zu erreichen. Häuft nicht Reichtümer auf dieser Erde an, für die ihr allein lebt, die euch hartherzig gegen andere sein lassen und die den Fluch des Nächsten und den Fluch Gottes auf euch herabrufen. Sie sind es nicht wert. Sie sind hier auf Erden nie sicher. Diebe können euch jederzeit berauben. Das Feuer kann eure Häuser zerstören. Krankheiten und Seuchen können eure Obstgärten und Herden vernichten. Wie viele Gefahren bedrohen eure Güter, ob sie nun fest stehen wie Häuser oder unwandelbar sind wie Gold; ob sie verletzlich sind wie alles Lebende der Tier- oder Pflanzenwelt, oder ob sie wie kostbare Stoffe ihren Wert verlieren können. Blitz, Feuer und Wasser bedrohen die Häuser; Diebe, Rost, Dürre, Nagetiere und Insekten die Felder; Tollwut, Verrenkungen und todbringende Seuchen die Tiere; Motten und Mäuse bedrohen kostbare Stoffe und wertvolle Möbel; Abnützung und Korrosion, Geschirr, Leuchter, kunstvolle Gittertore: alles ist dem Verderb ausgesetzt.

Wenn ihr aber aus all diesen irdischen Gütern ein übernatürliches Gut macht, dann bleibt es vor den Schäden der Zeit, der Menschen und der Unwetter bewahrt. Sammelt Schätze im Himmel, dort, wo Diebe nicht eindringen können und wo es kein Unheil gibt. Arbeitet mit barmherziger

Liebe gegen alles Elend der Erde. Liebkost eure Münzen, küßt sie auch, wenn ihr wollt, freut euch über vielversprechende Ernten, über Weinberge voller Trauben, über Ölbäume, die sich unter der Last unzähliger Oliven beugen, über die trächtigen Schafe mit prallen Eutern. Ihr könnt dies alles tun, aber nicht auf unfruchtbare, nicht auf menschliche Weise. Tut es mit Liebe und Bewunderung, mit übernatürlicher Freude und übernatürlichen Gedanken.

„Danke, mein Gott, für diese Münze, dieses Korn, diese Bäume, diese Schafe und diese Geschäfte. Schafe, Bäume, Wiesen, Geschäfte, habt Dank, dass ihr mir so gut dient. Seid gesegnet, denn durch deine Güte, o Ewiger, und durch eure Güte, ihr Güter alle, kann ich dem Hungrigen, dem Nackten, dem Obdachlosen, Kranken und Einsamen viel Gutes tun... Im vergangenen Jahr habe ich für zehn gegeben. Dieses Jahr – obwohl ich viel für gute Zwecke ausgegeben habe – habe ich noch mehr Geld, denn die Ernten haben noch mehr Ertrag gebracht und meine Herden sind noch zahlreicher. Deshalb werde ich zwei-, ja, dreimal soviel geben wie letztes Jahr, denn alle, auch jene Unglücklichen, die nichts ihr eigen nennen, sollen an meiner Freude teilhaben und dich, den Ewigen Herrn, mit mir preisen.“ Das ist das Gebet des Gerechten, und verbunden mit der guten Tat versetzt es eure Schätze in den Himmel. Sie bleiben euch dort nicht nur auf ewig erhalten, sondern ihr werdet sie vermehrt um alle heiligen Früchte der Liebe vorfinden.

Euer Schatz sei im Himmel, damit auch euer Herz dort sei, über dem Diesseits und außer Gefahr; denn nicht nur Gold, Häuser, Felder und Herden kann das Unglück ereilen, sondern auch euer Herz, dem der Geist der Welt nachstellt um es zu berauben, zu schwächen, zu verwunden und sogar zu töten. Wenn ihr so handelt, werdet ihr euren Schatz in eurem Herzen haben, denn ihr werdet Gott in euch haben bis zu dem seligen Tage, an dem ihr in ihm seid.

Um jedoch das Verdienst der Liebe nicht zu vermindern, sorgt dafür, dass ihr barmherzig im übernatürlichen Sinne seid. Was ich vom Gebet und Fasten gesagt habe, dass sage ich auch über die Wohltätigkeit und über jede gute Tat, die ihr tun könnt.

Bewahrt das Gute, dass ihr tut, vor der Entheiligung durch den Geist der Welt, bewahrt es unversehrt von menschlichem Lob. Entweiht nicht die duftende Rose, dass wahre Weihrauchfaß das die dem Herrn wohlgefälligen Düfte eurer Nächstenliebe und eurer guten Werke verströmt. Der Hochmut, der Wunsch, gesehen zu werden, wenn man etwas Gutes tut, und das Streben nach Anerkennung entweihen das Gute. Dann wird die Rose der Nächstenliebe durch schleimige Schnecken vom Geifer befriedigten Hochmuts besudelt und angefressen, und ins Weihrauchfaß fallen Halme stinkenden Strohs, auf dem sich der Hochmut wie ein wohlgenährtes Tier wälzt.

Oh, diese wohltätigen Handlungen, die nur getan werden, damit man davon spricht! Besser wäre es, sie würden unterbleiben. Wer keine Taten der Nächstenliebe vollbringt, sündigt durch Hartherzigkeit! Wer das Gute tut, aber den gespendeten Betrag und den Namen des Empfängers bekannt gibt und dafür Lob fordert, sündigt durch Hochmut, denn er sagt damit: „Seht, was ich alles tue.“ Er fehlt gegen die Liebe, weil er mit der Bekanntgabe seines Namens den Empfänger beschämt; er sündigt durch geistige Habsucht, weil er menschliches Lob einheimsen will ... ... Stroh, Stroh, nichts als Stroh! Handelt so, dass Gott euch mit seinen Engeln lobe.»