07.08.2016

VOM WAHREN SCHATZ; VOM TREUEN UND VOM SCHLECHTEN KNECHT

nach Maria Valtorta 

Fürchte dich nicht, meine kleine Herde! Meinem Vater hat es gefallen, euch zum Reich zu berufen, damit ihr dieses Reich besitzt.

Ihr könnt daher nach ihm streben und dem Vater mit eurem guten Willen und eurem heiligen Tun helfen. Verkauft eure Güter und gebt Almosen, wenn ihr allein seid. Laßt den Euren das Nötige, wenn ihr das Haus verlasst, um mir zu folgen; denn es ist gerecht, den Kindern und den Frauen das Brot nicht vorzuenthalten. Wenn ihr euer Geld nicht opfern könnt, dann opfert den Reichtum des Mitgefühls. Auch das sind Münzen, die Gott als solche bewertet, und zwar wie reinstes Gold und Perlen, die kostbarer sind als die des Meeres; wie Rubinen, die seltener sind als die aus dem Schoß der Erde. Denn meinetwegen auf die eigene Familie verzichten bedeutet Liebe, die vollkommener ist als lauteres Gold, eine Perle aus Tränen und ein Rubin aus Blut, dass aus der Wunde des Herzens quillt, dass zerrissen wurde durch die Trennung von Vater und Mutter, von Frau und Kindern.

Und diese Börsen bekommen keine Löcher, dieser Schatz geht nie verloren. Diebe können nicht in den Himmel eindringen. Die Motte zerstört nicht, was dort aufgehoben ist. Habt den Himmel im Herzen und das Herz im Himmel bei eurem Schatz. Denn das Herz, sei es gut oder böse, ist immer dort, wo es glaubt, dass sich sein Schatz befindet. So wie das Herz also dort ist, wo der Schatz ist – im Himmel – so ist der Schatz dort, wo das Herz ist – also in euch – ; ja, der Schatz ist im Herzen, und mit dem Schatz der Heiligen ist im Herzen der Himmel der Heiligen.

Seid immer bereit wie einer, der auf Reisen gehen will oder auf seinen Herrn wartet. Ihr seid Diener Gottes, des Herrn. Jede Stunde kann er euch zu sich rufen oder dorthin kommen, wo ihr seid. Seid daher immer bereit, aufzubrechen oder ihm mit zur Reise oder zur Arbeit gegürteten Lenden und mit brennenden Lampen Ehre zu erweisen. Beim Verlassen des Hochzeitssaales mit einem, der euch in den Himmel, oder bei der Weihe an Gott auf Erden, vorausgegangen ist, kann Gott sich euer, die ihr wartet, erinnern und sagen: „Gehen wir zu Stephanus oder Johannes, zu Jakobus oder Petrus.“ Gott kommt unversehens und sagt: „Komm!“ Seid daher bereit, ihm die Tür zu öffnen, wenn er kommt, oder aufzubrechen, wenn er euch ruft.

Selig die Diener, die der Herr wachend findet, wenn er kommt. Wahrlich, um sie für ihre treue Erwartung zu belohnen, wird er sein Gewand schürzen und sie am Tisch Platz nehmen lassen, um sie zu bedienen. Das kann zur ersten, zur zweiten oder zur dritten Nachtwache geschehen. Ihr wißt es nicht. Seid daher immer wachsam! Selig seid ihr, wenn euch der Herr wachend findet! Täuscht euch nicht, indem ihr sagt: „Es ist noch Zeit! Heute nacht wird er nicht kommen.“ Es könnte schlecht ausgehen. Ihr wißt es nicht. Wenn einer wüßte, wann der Dieb kommt, würde er das Haus nicht unbewacht und den Bösewicht nicht die Türe und die Schlösser aufbrechen lassen. Seid auch

ihr wachsam, denn wenn ihr am wenigsten daran denkt und darauf vorbereitet seid, wird der Menschensohn kommen und sagen: „Die Stunde ist gekommen.“«

Petrus, der sogar vergessen hat, fertig zu essen, um dem Herrn zuzuhören, fragt nun: »Was du da sagst, gilt das für uns oder für alle?« »Es gilt für euch und für alle. Doch mehr für euch, denn ihr seid wie Aufseher, die der Herr an die Spitze seiner Diener gestellt hat; ihr seid doppelt verpflichtet, bereit zu sein, als Aufseher und als einfache Gläubige. Wie muss der vom Herrn an die Spitze der Diener bestellte Aufseher sein, um jedem zur rechten Zeit den gerechten Anteil zu geben?

Er muss gewissenhaft und treu sein. Um seine Pflicht zu erfüllen und um die Untergebenen ihre Pflicht erfüllen zu lassen. Sonst würden die Angelegenheiten des Herrn, der dafür bezahlt, dass der Aufseher ihn vertritt und in seiner Abwesenheit die Geschäfte abwickelt, Schaden leiden.

Selig der Knecht, den der Herr bei seiner Rückkehr treu, eifrig und gerecht vorfindet. Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn auch zum Aufseher über andere Güter, alle seine Güter, machen und sich ausruhen und sich in seinem Herzen freuen über die Sicherheit, die ein solcher Diener ihm gibt.

Wenn aber dieser Knecht sich sagt: „Oh, gut! Der Herr ist weit fort und hat mir geschrieben, dass sich seine Rückkehr verzögern wird. So kann ich tun, was ich will, und wenn seine Ankunft bevorsteht, werde ich mich um alles kümmern“; wenn er dann zu essen und zu trinken beginnt, bis er betrunken ist, und betrunken Anordnungen gibt, und die guten Knechte, die ihm unterstellt sind, sich weigern, ihm zu gehorchen, um dem Herrn keinen Schaden zu zuügen; wenn er dann anfängt, Diener und Dienerinnen zu schlagen, so dass sie krank werden und dahinsiechen; wenn er glaubt, glücklich zu sein und sagen zu können: „Endlich kann ich einmal verkosten, was es heißt, Herr zu sein und von allen gefürchtet zu werden“, was wird dann geschehen? Es wird geschehen, dass der Herr

zurückkehrt, wenn er es am wenigsten erwartet; vielleicht in eben dem Augenblick, da er Geld einsteckt oder einen der schwächeren Knechte besticht. Dann – das sage ich euch – wird der Herr ihn von seinem Posten als Aufseher und sogar aus den Reihen seiner Diener verjagen, denn es ist nicht statthaft, Untreue und Verräter unter den Redlichen zu lassen. Und je mehr der Herr ihn zuvor geliebt und unterwiesen hatte, desto mehr wird er bestraft werden.

Denn je besser man die Absichten und den Willen des Herrn kennt, desto mehr ist man gehalten, alles mit äußerster Sorgfalt auszuführen. Wer nicht alles ausführt, was der Herr ihm ausführlich gesagt hat, wird schwer bestraft werden, während ein geringerer Diener, der wenig weiß und Fehler macht im Glauben, dass Richtige zu tun, weniger bestraft werden wird. Von dem, dem viel gegeben wurde, wird auch viel verlangt werden, und wer beauftragt war, viel zu verwalten, wird viel geben müssen; denn von meinen Verwaltern wird auch die Seele des Kindes gefordert werden, dass nur eine Stunde gelebt hat.

Die Auserwählung durch mich bedeutet nicht ein Ausruhen in einem kühlen, blühenden Wald. Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu bringen und was kann ich anderes verlangen, als dass es brenne! Deshalb mühe ich mich und will, dass ihr euch abmüht bis zum Tod und bis die Erde zu einem Scheiterhaufen des himmlischen Feuers geworden ist.