09.06.2016

VON GERECHTIGKEIT UND ZORN

nach Maria Valtorta

In Wahrheit sage ich euch, wenn eure Gerechtigkeit sich nicht erneuert, wenn sie sich nicht vollkommen lossagt von der erbärmlichen und fälschlich so bezeichneten „Gerechtigkeit“, die euch von Schriftgelehrten und Pharisäern gelehrt wurde; wenn ihr nicht viel mehr seid als Gerechte im Sinne der Pharisäer und Schriftgelehrten, die glauben es zu sein, wenn sie die Formeln mehren, ohne jedoch die Seelen grundlegend zu ändern, dann werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen.

So groß ist das Gebot der Nächstenliebe, die Vervollkommnung des Gebotes der Nächstenliebe, dass ich nicht mehr sage, wie euch geboten wurde: „Ihr sollt nicht töten“ denn wer tötet, wird durch die Menschen verurteilt werden. Ich sage euch vielmehr: „Laßt keinen Zorn in euch aufkommen“, denn ein weit höheres Gericht steht über euch und erwägt auch die verborgenen Taten. Wer den Bruder beleidigt, wird vom Hohen Rat verurteilt. Wer ihn aber einen Narren nennt und dadurch schädigt, wird von Gott verurteilt. Vergebens ist es, am Altar zu opfern, wenn man nicht vorher im Inneren seines Herzens aus Liebe zu Gott seinen Groll zum Opfer gebracht und den heiligsten Akt des Verzeihens vollzogen hat. Wenn du also Gott ein Opfer darbringen willst und dich erinnerst, dass du gegen deinen Bruder gefehlt hast oder dass du ihm wegen einer Schuld seinerseits grollst, dann lasse deine Gabe vor dem Altar, opfere zuerst deine Eigenliebe und versöhne dich mit deinem Bruder. Dann komm zum Altar, und dann, erst dann, wird dein Opfer heilig sein. Ein gutes Einvernehmen ist immer die beste Lösung. Fragwürdig ist das Urteil des Menschen und wer hartnäckig einen Rechtsstreit herausfordert, könnte den Prozeß verlieren und dem Gegner alles bis zum letzten Heller bezahlen oder im Gefängnis schmachten müssen.