18.06.2016

VON DER FALSCHEN UND DER RECHTEN SORGE

nach Maria Valtorta

«Gestern habe ich von einem, der nichts hat, mehr bekommen, als von allen Vermögenden zusammen; von einem Freund, der arm ist wie ich.

Aber er hat mir etwas gegeben, was man mit keiner Münze kaufen kann und was mich glücklich gemacht hat, weil er mich dadurch in meine Kinder- und Jugendzeit mit ihren vielen heiteren Stunden zurückversetzt hat, als mir jeden Abend der Gerechte (mein Pflegevater) die Hände auflegte und ich mich unter dem Schutz seines Segens zur Ruhe legte. Gestern hat mich dieser arme Freund mit seinem Segen zum König gemacht. Ihr seht also, dass keiner meiner reichen Freunde je gegeben hat, was er mir gegeben hat. Darum seid nicht besorgt, denn auch wenn ihr die Macht des Geldes nicht mehr habt, könnt ihr den Armen, den Müden und den Traurigen doch immer noch Gutes tun, wenn euch nur Liebe und Heiligkeit bleiben.

Daher sage ich euch: Macht euch keine großen Sorgen, weil ihr wenig besitzt. Ihr werdet immer das Notwendige haben. Sorgt euch nicht zu sehr um die Zukunft. Niemand weiß, wie lange er noch zu leben hat. Sorgt euch nicht, was ihr essen werdet, um euch am Leben zu erhalten, noch womit ihr euch kleiden werdet, um euren Körper zu wärmen. Das Leben eurer Seele ist viel kostbarer als der Leib und die Glieder; es ist viel wertvoller als Nahrung und Kleidung. Euer Vater weiß es. Darum sollt auch ihr es wissen. Betrachtet die Vögel des Himmels: sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln nicht in Scheunen; und doch sterben sie nicht Hungers, denn der himmlische Vater ernährt sie. Ihr Menschen, ihr bevorzugten Geschöpfe des Vaters, seid viel wertvoller als sie.

Wer von euch kann mit all seiner Begabung seiner Körpergröße auch nur eine Spanne hinzufügen? Wenn euch also nicht einmal das gelingt, wie könnt ihr dann daran denken, eure zukünftigen Verhältnisse zu ändern, indem ihr euren Reichtum vermehrt, um euch ein langes und sorgenfreies Alter zu garantieren? Könnt ihr dem Tode sagen: „Du wirst mich erst holen, wenn ich es will?“ Ihr könnt es nicht! Weshalb sich um das Morgen sorgen? Und warum befürchten, einmal keine Kleider mehr zu haben? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht, sie gehen nicht zu den Stoffhändlern, um einzukaufen! Dennoch sage ich euch: nicht einmal Salomon in all seiner Pracht war jemals gekleidet wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras des Feldes so kleidet, dass heute grünt und morgen dazu dient, den Ofen zu wärmen oder die Herde zu weiden und schließlich zu Asche oder Kot wird, wieviel mehr wird er für euch sorgen, die ihr seine Kinder seid.

Seid nicht kleingläubig! Ängstigt euch nicht wegen einer ungewissen Zukunft, sagt nicht: „Wenn ich einmal alt bin, was werde ich dann essen, was werde ich trinken und womit werde ich mich kleiden?“ Diese Sorgen überlaßt den Heiden, die nicht die erhabene gewissheit der göttlichen Vaterschaft haben. Ihr habt sie und wißt, dass der Vater eure Bedürfnisse kennt und euch liebt. Vertraut also auf ihn. Sucht zuerst das wahrhaft Notwendige: den Glauben, die Güte, die Nächstenliebe, die Barmherzigkeit, die Reinheit, die Gerechtigkeit, die Sanftmut, die drei göttlichen und die vier Haupttugenden und alle übrigen, um Freunde Gottes zu sein und ein Anrecht auf sein Reich zu besitzen. Ich versichere euch: alles übrige wird euch dazugegeben werden, ohne dass ihr eigens darum zu bitten braucht. Es gibt keinen Reicheren als den Gerechten und keinen, der unbesorgter wäre als er. Gott ist mit dem Gerechten. Der Gerechte ist mit Gott. Er bittet nicht für seinen Leib, den Gott mit dem Notwendigen versorgt, er wirkt für seine Seele und ihr schenkt Gott sich selbst schon hier auf Erden, und im Jenseits das Paradies.

Sorgt euch daher nicht unnötig um Dinge, die der Sorge nicht wert sind. Seid betrübt, weil ihr unvollkommen seid, nicht, weil es euch an irdischen Gütern fehlt. Kümmert euch nicht um den morgigen Tag, er wird für sich selbst sorgen und ihr sollt erst an ihn denken, wenn ihr ihn erlebt. Warum denn schon heute daran denken? Habt ihr im Leben nicht schon genug unangenehme Erinnerungen an das Gestern und quälende Gedanken von heute, als dass ihr euch auch noch die Alpträume des „was wird wohl sein?“ aufladen müßtet, die ja das Morgen betreffen? Jedem Tag genügt seine Last! Es wird immer mehr Sorgen in unserem Leben geben, als wir haben möchten, auch ohne dass wir den gegenwärtigen Sorgen noch die zukünftigen Sorgen hinzufügen. Sagt immer das große Wort Gottes: „Heute.“ Seid seine Kinder, nach seinem Bild erschaffen. Sagt daher mit ihm: „Heute.“

Heute gebe ich euch meinen Segen. Er möge euch begleiten bis zum Beginn des neuen Heute: bis zum morgigen Tag, wenn ich euch wiederum den Frieden im Namen Gottes geben werde.»