22.06.2016

nach Maria Valtorta

Hütet euch vor falschen Propheten und vor in die Irre gegangenen Gelehrten. Sie kommen zu euch in Schafskleidern, sind aber reißende Wölfe; sie kommen im Kleide der Heiligkeit und sind Gottesverächter; sie behaupten, die Wahrheit zu lieben und weiden sich an Lügen. Prüft sie, bevor ihr ihnen folgt.

Der Mensch hat eine Zunge, und mit dieser spricht er. Er hat Augen, und mit diesen sieht er. Er hat Hände, und mit diesen macht er Zeichen. Aber er hat noch etwas anderes, dass mehr als alles andere über sein wahres Wesen aussagt: es sind seine Werke. Was sind zwei Hände, die zum Gebet gefaltet sind, wenn der Mensch ein Dieb und Unkeuscher ist? Was sind zwei Augen, die Verzückung vortäuschen, sich in alle Richtungen verdrehen, aber nach Beendigung des Schauspiels imstande sind, den Blick begierlich auf die Frau zu richten oder auf den Feind, oder gar nach Unzucht oder Mord Ausschau zu halten? Und wie soll man eine Zunge nennen, die in lügnerischen Lobgesängen zu schmeicheln versteht und mit honigsüßen Redewendungen verführt, während sie euch dann hinter eurem Rücken verleumdet und es sogar fertigbringt, falsch zu schwören, nur damit man euch für verachtungswürdige Menschen hält? Was ist eine Zunge, die lange heuchlerische Gebete verrichtet und gleich danach den guten Ruf des Nächsten untergräbt oder dessen Gutgläubigkeit täuscht? Widerlich, widerlich sind lügnerische Augen und Hände. Aber die Werke des Menschen, die tatsächlichen Werke, also die Art sich in der Familie, im Umgang mit dem Nächsten und den Dienern zu benehmen, bezeugen: 'Dieser ist ein Diener des Herrn“ denn die heiligen Werke sind die Frucht einer wahren Religion.

Ein guter Baum gibt keine schlechten Früchte, und ein schlechter Baum gibt keine guten Früchte. Könnten diese stacheligen Schlehen jemals saftige Weintrauben hervorbringen, und könnten die noch lästigeren Disteln weiche Feigen reifen lassen? Nein, sicher werdet ihr wenige und herbe Beeren von den ersten pflücken, und ungenießbare Früchte werden auch die Disteln tragen, deren Blüten schon aus Stacheln bestehen. Der nicht gerechte Mensch vermag sich nur durch den äußeren Anschein Achtung zu verschaffen. Auch diese flaumige Distelblüte scheint ein Knäuel feiner Silberfäden zu sein, die der Tau mit Diamanten geschmückt hat. Berührt man sie aber versehentlich, ist sie nicht wie ein weicher Knäuel, sondern als ein Bündel Stacheln anzufassen. Für den Menschen lästig und für die Schafe schädlich, wird sie von den Hirten ausgerissen und ins nächtliche Feuer geworfen, damit nicht einmal die Samen überleben: eine gute und vorsorgliche Maßnahme. Ich sage euch nicht: „Tötet die falschen Propheten und die scheinheiligen Gläubigen.“ Ich sage vielmehr: „Überlaßt Gott das Gericht“, und: „Habt acht; meidet sie, damit sie euch nicht mit ihren Säften vergiften.“