07.02.2016

DER WUNDERBARE FISCHFANG

nach Maria Valtorta

Die Vision beginnt wieder mit den Worten Jesu:

«Wenn im Frühjahr alles blüht, dann sagt der Bauer glücklich: „Es wird viele Früchte geben.“ Er jubelt in seinem Herzen, erfüllt von dieser Hoffnung. Doch vom Frühjahr bis zum Herbst, vom Monat der Blüte bis zum Monat der Ernte, wie viele Tage, wieviel Wind und Regen, Sonne und Gewitter sind da zu erwarten! Manchmal gibt es Kriege oder Grausamkeiten der Mächtigen, Krankheiten der Pflanzen; bisweilen erkrankt der Bauer selbst, und die Pflanzen werden nicht mehr freigelegt oder gestützt, werden nicht mehr bewässert, beschnitten, aufgerichtet und gereinigt. Obwohl die Bäume eine reiche Ernte versprochen haben, verkümmern sie nunmehr und sterben teilweise oder ganz ab.

Ihr folgt mir nach. Ihr liebt mich. Ihr seid wie die Pflanzen im Frühjahr: ihr schmückt euch mit guten Vorsätzen und Liebe. Israel ist wahrlich an diesem Beginn meines Apostolates wie unsere liebliche Landschaft im strahlenden Monat des Nisan.

Dazu hört: Wie eine Glut, die zur Trockenheit führt, wird Satan kommen, der mich beneidet, um euch mit seinem Atem zu verbrennen. Die Welt wird kommen mit ihrem eisigen Wind, um eure Blüten erfrieren zu lassen. Es werden die Leidenschaften wie Stürme kommen. Der Überdruß wird wie ein anhaltender Regen sein. Alle meine und eure Feinde werden kommen, um unfruchtbar zu machen, was aus diesem eurem heiligen Streben in Gott erblühen sollte.

Ich warne euch, denn ich weiß. Doch all dieses soll verloren sein, wenn ich nicht mehr zu euch sprechen und keine Wunder mehr wirken kann? Nein! Ich säe und bebaue, solange meine Zeit währt. Dann wird es in euch wachsen und reifen, wenn ihr gut darüber wacht.

Betrachtet diesen Feigenbaum am Hause des Simon des Jonas! Derjenige, welcher ihn pflanzte, hat nicht den geeigneten Platz gewählt. Er pflanzte ihn an die feuchte Mauer der Nordseite; der Baum wäre eingegangen, wenn er sich nicht selbst um sein Überleben gekümmert hätte. Er hat Sonne und Licht gesucht. Nun seht ihr: er ist ganz krumm, doch stark und frei, labt sich schon am Morgen an der Sonne und bereitet daraus Saft für seine hundert und aber hundert süßen Früchte. Er hat sich selbst gewehrt. Er sagte gleichsam: „Der Schöpfer wollte, dass ich den Menschen Freude und Früchte schenke. Ich will, dass sein Wille meinen Willen leite.“ Ein Feigenbaum! Ein Baum ohne Sprache! Ohne Seele! Und ihr, Kinder Gottes, Menschenkinder, seid ihr denn weniger als eine holzige Pflanze?

Strebt danach, Früchte des ewigen Lebens hervorzubringen! Ich bebaue euch und als letztes werde ich euch einen Saft geben, wie es keinen wirksameren gibt.

Sucht die Kraft! Sucht das Leben! Ich bin das Leben, die Kraft, die Sonne, dass Licht aller, die mich lieben. Ich bin gekommen, um euch dahin zu führen, von wo ich gekommen bin. Ich spreche hier, um euch alle aufzurufen, sich unter das Gesetz der zehn Gebote zu stellen, die ewiges Leben gewährleisten; und mit einem Ratschlag der Liebe sage ich euch: „Liebt Gott und den Nächsten!“ Dies ist die erste Bedingung, um alles Gute erfüllen zu können. Es ist das heiligste der heiligen zehn Gebote Gottes. Liebt! Jene, welche Gott mit reiner Liebe um seiner selbst willen lieben und für die Gott der Herr ist, werden im Himmel und auf Erden den Frieden haben, der für sie das Zelt und die Krone sein wird.» Nach dem Segen Jesu entfernen sich die Leute nur ungern; und doch sind keine Kranken oder Arme unter ihnen.

Jesus sagt zu Simon: «Rufe die anderen beiden herbei! Wir wollen auf den See hinausfahren und das Netz auswerfen.» «Meister, meine Arme schmerzen noch, da ich die ganze Nacht Umsonst das Netz ausgeworfen und eingezogen habe. Die Fische sind in der Tiefe, wer weiß wo.» «Tu, was ich dir sage, Petrus! Höre immer auf den, der dich liebt!» «Ich werde tun, was du sagst, aus Achtung vor deinem Wort.» Und er ruft laut die Gehilfen und auch Jakobus und Johannes herbei.

«Laßt uns zum Fischfang ausfahren! Der Meister will es.» Und während sie wegfahren, sagt er zu Jesus: «Doch ich muss es dir sagen, Meister, dass die Stunde nicht günstig ist. Wer weiß, wo die Fische zu dieser Stunde sind, um sich auszuruhen ...» Jesus, der am Bug sitzt, lächelt und schweigt.

Sie fahren in einem Bogen über den See und werfen dann das Netz aus. Einige Minuten des Wartens, dann erhält das Boot eigenartige Stöße, obwohl der See ruhig wie Glas unter der schon hochstehenden Sonne liegt.

«Das sind Fische, Meister!» sagt Petrus mit aufgerissenen Augen. Jesus lächelt und schweigt.

«Hissen, hissen! ...» befiehlt Petrus den Jungen. Doch das Boot neigt sich zur Seite des Netzes. «Oh, Jakob, Johannes! Schnell! Kommt! Bringt die Ruder! Schnell!» Sie kommen, und mit der Kraft der beiden Mannschaften gelingt es, dass Netz hochzuziehen, ohne den Fang zu beschädigen.

Die Boote legen an. Sie sind dicht nebeneinander. Ein Korb, zwei, fünf, zehn. Alle sind voll von erstaunlicher Beute. Und immer noch zappeln Fische im Netz, silbern und golden, und versuchen, dem Tod zu entfliehen. Es bleibt keine andere Wahl: der Rest muss ins Boot geleert werden! So geschieht es auch, und der Schiffsboden wimmelt von Leben, dass mit dem Tod kämpft. Die Boote sind tief ins Wasser gesunken wegen des ungewöhnlichen Gewichtes.

Während des Manövers hat Petrus keine Zeit zum Nachdenken. Doch, wie sie am Ufer sind, tut er es und versteht. Er fühlt Reue: «Meister, Herr! Gehe weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Ich bin nicht wert, in deiner Nähe zu sein!» Er wirft sich vor Jesus auf den kiesigen, feuchten Strand.

Jesus betrachtet ihn und lächelt: «Steh auf! Folge mir nach! Ich lasse dich nicht mehr los! Von nun an wirst du Menschenfischer sein, und mit dir diese deine Gefährten! Fürchtet nichts mehr! Ich rufe euch! Kommt!» «Sofort, Herr! Ihr kümmert euch um die Boote. Bringt alles Zebedäus und meinem Schwager! Laßt uns gehen! Alles für dich, Jesus! Der Ewige sei gepriesen für diese Erwählung!» Die Vision ist zu Ende.