24 B.

02.12.2014

Zur Botschaft 1276 im BdW

4. Sendschreiben — Geist der Isebel und religiöse Geister

25.05.08 Text: Offb 2,18-29

18 „Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind wie Golderz.“ Die flammenden Augen und glühenden Füße Jesu wurden in Kap 1,14f schon erwähnt und unterstreichen, dass Jesus der ist, der das Recht findet und vollstreckt. Vor ihm ist nichts verborgen, er kennt den Herzenszustand der Gemeinde. Seine Füße aus Erz weisen auf ein bevorstehendes Gericht hin, das über die Gemeinde kommen wird, wenn sie keine Buße tut. Wo er den Raum betritt, da wird religiöses Gehabe von echtem Leben mit ihm geschieden.

19 „Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Treue und weiß, dass du je länger je mehr tust.“ So großartig dieses Lob ist, bricht umso erschreckender der Tadel herein.

20 „Aber ich habe gegen dich, dass du nichts gegen Isebel unternimmst, diese Frau, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt die Gläubigen Unzucht zu treiben und mir so untreu zu sein.“ Dies müssen wir erst einmal verdauen, dass in einer Gemeinde mit solchem Lob zugleich ein solcher Tadel möglich ist. Offensichtlich können wir in Liebe, Treue und Geduld dem Herrn mit großem Einsatz dienen und dennoch einen verführerischen Geist zulassen. Dem klaren „Ja“ zu Jesus muss eben auch da und dort ein ebenso klares „Nein“ zu Menschen mit einem schlechten Geist folgen. Wie Jesus sagt, ist es möglich, für sich selbst klar zu sein und dennoch schlechte Geister in der Gemeinde umherirren zu lassen und nicht in die Schranken zu weisen. Wie können wir den Tadel Jesu besser verstehen und was für uns daraus lernen?

„Isebel“ knüpft an den Namen der Frau Ahabs im Alten Testament an, um das Wesen bzw. den dahinter stehenden Geist deutlich zu machen. Isebel war eine phönizische Königstochter aus Sidon und heiratete Ahab, den König von Israel (1 Kön 16,29ff). Sie verführte ihn, indem sie ihn um den Finger wickelte, ihre Götzen anzubeten. Durch sie kam der Baalskult nach Israel. Sie ließ die Propheten Gottes töten und 450 Baalspropheten und 400 Propheten der Aschera ins Land bringen. Sie verfolgte den Propheten Elia und zog die Strippen hinter ihrem Mann (Hampelmann) Ahab. Isebel verführte Ahab, indem sie ihn manipulierte und ihm ihren Willen aufzwang. Der Geist der Isebel manipuliert und will kontrollieren, um zu verführen, sich auf andere Götter einzulassen (vgl. 1 Kön 21,25). Isebel wurde so zum „Musterbild“ der verführerischen Prophetin, die durch Manipulation, Diffamierung und Schmeichelei die Herzen anderer verdreht und für ihre Sache gewinnt.

Den gleichen manipulativen Geist können wir bei der Frau des Herodes, Herodias, erkennen. Sie manipulierte so, dass Herodes gezwungen war, Johannes den Täufer umbringen zu lassen (vgl. Mk 6,22ff). Wie Isebel aus dem Alten Testament die echten Propheten Gottes hasste und verfolgte, ist Herodias geradezu versessen von dem Gedanken, Johannes den Täufer umzubringen. Einer der großen Irrtümer bezüglich dieses Geistes ist der Glaube, dass dies ein geistliches Problem sei, das nur auf Frauen beschränkt ist. Der Geist der Isebel tritt auf in Frauen und in Männern.

Wie äußert sich der Isebelgeist?

Menschen unter diesem Einfluss sind sehr ehrgeizig, manipulativ und versuchen, möglichst nah in der Gemeinschaft von Leiterschaft zu sein, um sie zu beeinflussen, zu übernehmen oder in Uneinheit und Trennung zu bringen. Oft erscheinen sie zunächst in einem unterwürfigen und selbst erniedrigenden Gehabe. Sie reden freundlich und schmeichelhaft. Menschen mit diesem Geist äußern sich oft hochmütig und haben Mühe, Schuld bei sich zu erkennen und zu vergeben. Sie können nicht wirklich vergeben, freigeben und andere freilassen. Sie wollen kontrollieren. Der Geist der Isebel zeigt sich also durch Manipulation, wie z.B. Rechthaberei und Besserwisserei, Machtausübung durch Krankheit und Schwachsein, Schauspiel und Theater, Richten, Kritisieren und Infragestellen, negatives Reden, Verführen, Verdrehen und Verschleierung von Wahrheit, Spott, Zynismus etc.. Durch den Geist der Isebel kommen Unruhe und Spaltung in Gemeinden und Familien. Er bringt Streitigkeit in Teams, Konkurrenzdenken, Eifersucht und Neid. Der Geist Isebels ist ein sich religiös gebärdender Geist. Wir leben in einer Zeit, in der über böse Geister zu sprechen in die Epoche mittelalterlicher Wahnvorstellung gerückt wird. Wenn Jesus hier eine falsche Prophetin anspricht und diese Isebel nennt, dann meint er damit, dass diese Person, die hier ihr Unwesen treiben kann, den gleichen Geist in sich trägt wie einst Isebel aus dem Alten Testament.

„Nennt sich selbst Prophetin.“

Besonders wichtig ist, dass diese Isebel selbst von sich beahauptet, eine Prophetin, d.h. eine Botin Gottes, zu sein. Der religiöse Geist ist eine Imitation des Echten. Ein Geist, d.h. eine verblendende Kraft, die sich christlich gibt, aber ohne die Abhängigkeit zu Christus. Christ sein ohne Christus. Jesus nachfolgen, ohne Jesu Gebote zu befolgen. Alle falschen Religionen haben weniger Christen verführt als die Scheinfrömmigkeit. Hier ist die Kunst der Täuschung, die nicht so leicht zu erkennen ist. Die wahre Verführung ist nicht so sehr der Gegenspieler Christi als vielmehr der „Ersatz“ für ihn. Jesus warnt uns davor, dass in den letzten Tagen viele falsche Propheten auftreten werden (Mt 24,11). Viele falsche und irreführende Wegweiser. Der falsche Prophet ist jemand, der von dem Wunsch nach Anerkennung und Annahme getrieben ist. Er „prophezeit“ das, was ihm Vorteil und Anerkennung bringt (vgl. Joh 7,18). Der religiöse Geist hasst Jesus und versucht, die Nachfolger Jesu in ihren Frömmigkeitsformen, die zu Ritualen verkommen, zu halten, aber von Jesus abzutrennen. Das ist die geistliche Unzucht, von der Jesus hier spricht. Der religiöse Geist versucht grundsätzlich, den Heiligen Geist als Quelle des geistlichen Lebens zu ersetzen. Der Heilige Geist führt uns zu einem Leben, dass Jesus vor Augen hat. Der religiöse Geist sorgt dafür, dass wir unser Augenmerk auf uns selbst richten. Der Heilige Geist führt uns zu Jesus, an den wir glauben, der religiöse Geist zu Formen, an die wir glauben. Das Ziel wahren Glaubens ist, ihn zu sehen, bei ihm zu bleiben und ihn widerzuspiegeln. Eine der wesentlichen Verführungen des Isebelgeistes ist die Verführung zum Religiösen. Religiöses Gehabe und somit bloßer Schein als echtes Sein greift nach jedem Christen. Der religiöse Geist bewirkt, dass wir uns sehr gut fühlen in unserem geistlichen Zustand, solange er auf das Selbst ausgerichtet ist. Der religiöse Geist richtet seine Aufmerksamkeit darauf, dass wir die fromme Form gut einhalten, aber unser Herz ist nicht bei Jesus, sondern dabei, den Schein von Frömmigkeit zu wahren (vgl. 2 Tim 3,5). Ein religiöser Geist treibt uns an durch Angst und Schuld oder durch Stolz und Ehrgeiz. Die Motivation des Heiligen Geistes ist Liebe zu dem Sohn Gottes. Der religiöse Geist führt uns dazu, irgendetwas oder jemand anzubeten, nur nicht Jesus. Einen Engel, Maria, eine Vision, meine Vision, mein Werk, meinen frommen Dienst etc. Der religiöse Geist wahrt die Form, aber verliert den Inhalt. Kennst du das? Paulus sagt uns: „Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch!“ 2 Kor 13,5 Es heißt nicht, prüft zuerst euren Nachbarn, Ehefrau, Kinder etc., sondern euch selbst. Offensichtliche Warnsymptome eines religiösen Geistes:

Eine Person mit einem religiösen Geist wird das niederreißen und bekämpfen, wovon sie glaubt, es sei falsch; wird sich von anderen nicht zurechtweisen lassen, besonders nicht von denen, die sie als weniger geistlich einschätzt; wird die Philosophie vertreten, dass man nicht auf Menschen, sondern „nur auf Gott“ hören soll; neigt dazu, dass zu sehen, was andere Menschen falsch machen, und nicht, was gut ist bei ihnen; tritt als Wächter und Polizist über Gemeinden und im Reich Gottes auf; misst das geistliche Leben und ist stolz auf die frommen Werke; glaubt, näher bei Gott zu sein als andere Leute und einen besonders wichtigen Dienst zu haben; tut Dinge, um von Menschen beachtet zu werden; ist ermutigt, wenn der eigene Dienst besser aussieht als der anderer: bildet Strukturen, um besser Kontrolle ausüben zu können; hat die Neigung, alles rigoros abzulehnen, was sie selbst nicht versteht; reagiert übermäßig auf Unreife und Fehlverhalten in der Gemeinde; ist oft unfähig bei etwas mitzumachen, dass sie nicht als perfekt oder annähernd perfekt erachtet; meint bei anderen schnell falsche Frömmigkeit zu erkennen – nur bei sich selbst nicht etc.

21 „Und ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von ihrer Hurerei.“ Jesus räumt eine Zeit der Buße ein.

Sieben Punkte, die uns vor einem religiösen Geist bewahren bzw. von ihm befreien:

1. Entwickle eine verborgene Beziehung zu Jesus.

2. Verbringe täglich „Qualitätszeit“ mit dem Herrn.

3. Bitte, dass dieselbe Liebe, mit der der Vater den Sohn liebte, in dir sei.

4. Bitte den Heiligen Geist, dich in alle Wahrheit zu führen und unterstelle dich seinem Wort.

5. Wandle deine Kritik und Rechthaberei in Fürbitte um.

6. Ergreife deine Berufung, Segen (Aufbau) und nicht Fluch (Abbau)